Sommerwochenende und 35. Troll-Rallye am Niederrhein

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Rickelrath, wer kennt es nicht, dieses kleine, idyllisch gelegene Dörfchen am nördlichen Rand der Gemeinde Wegberg.Ich kannte es jedenfalls nicht. Entspringt im nahe gelegenen Bruchwald, dem Knippertzbachtal, von Rickelrath und Lüttelforst die Schwalm, ein namengebender Fluss des Naturparks Schwalm-Nette. In der Anfahrt zur Schrofmühle, wo wir die 9. Frage der 35. Troll-Rallye beantworten mussten, überquerten wir unbemerkt den ehemaligen Grenzlandring Wegbergs, eine in Vergessenheit geratene Motorsport-Rennstrecke. Der Legende nach wurde der Ring in den späten 30iger Jahren fast unbemerkt erstellt und sollte militärischen Zwecken dienen. Nach dem Krieg bis im Jahre 1952 wurde hier Motorsport mit Motorrädern und Automobilen betrieben. Immerhin strebten noch 1951 die Motorsportgrößen Hans Stuck, Karl Kling oder Stirling Moss dem Sieg in Wegberg entgegen. Auch die zwanzig Saab-Teams der 35. Troll-Rallye strebten über den Grenzlandring einem Sieg entgegen. Nicht mit einem Durchschnitt von über 200 km/h, sondern vielmehr im ruhigen Rollertempo, Natur, Fauna und Flora der Gegend genießend. Auch das Wetter kam den Startern am Samstag entgegen, trotz einiger Tropfen zum Zeitpunkt der Zwischenpause in der Borner Mühle bei Brüggen, wo wir uns nach einer Fahrt entlang des Wassergrabens der Burg einer weiteren Frage nach einer Örtlichkeit stellen mussten. 105 Kilometer betrug die Gesamtstrecke der Ausfahrt, für manche Teilnehmer eine kleine Zugabe zu der weiten Anreise. Edith und Arnold aus Esens sahen wir nach langen Jahren wieder, einige hundert Kilometer Anreise hatten sie bereits zurück gelegt. Die weitesten Anreisen hatten u.a. unsere süddeutschen Freunde zu verzeichnen,Karl und Irmgard aus Neuburg oder auch Käthe und Paul Karl aus Wettstetten. Wobei Walther mit einem neu erstandenen kirschroten 87er 900 Cabrio am Donnerstag aus Dresden anreiste, immerhin Rekord verdächtige 620 km quer durch Deutschland. Auch Gesche aus Schleswig hatte500 km am Feiertag mehr auf dem Tachometer. Neben den beiden Enthusiasten reisten auch Rolf und wir bereits am Donnerstag an. Am Freitag folgten die nächsten Teilnehmer, wobei auch die Anreise zur Classic Remise in Düsseldorf um 14 Uhr genutzt wurde. Dort wurden wir in die Historie des ehemaligen Ringlokschuppens eingeführt und lernten auch Geschichtliches zum Automobil– und Zweiradbau des Rheinlandes kennen. Im Bistro Hebmüller ließen wir das Freitagprogramm ausklingen, während viele Teilnehmer ihre Nasen an den ausgestellten Verkaufsobjekten „plattdrückten“ und in Erinnerungen schwelgten. Automobile Schätze stehen dort zum Verkauf, nicht nur 356er oder Pagoden, auch seltenere Fahrzeuge, die Zahlungen von 6stelligen Eurobeträgen verursachen würden. Für uns war es wieder sehr erfreulich, dass wir wieder einige unbekannte Saab-Fahrer im Kreis der Teilnehmer begrüßen konnten. Offiziell begann das Sommerwochenende am Samstagmittag im Hotel Landhaus Heinen in Genhülsen bei Mönchengladbach. Natürlich waren die üblichen verdächtigen Stammgäste unter den Teilnehmern zu finden. Lediglich Doris und Peter aus Ebern bei Bamberg mussten wegen eines Fahrzeugdefektes am 900 absagen, Holger und Andreas blieb aufgrund eines Firmenauftrages die Fahrt aus Twielenfleth verwehrt. Die Erstteilnehmer der 35. Troll-Rallye, die sich hoffentlich im Kreis der Saab-Freunde wohl fühlen konnten, seien hier gesondert erwähnt:


Gabriele und Martin aus Warstein zeigten uns einen wunderschönen, sehr gepflegten, kirschroten 83iger 99, ein Auto, dass auch der Autor bis 1987 mit 100 PS Einvergaser-Motor bewegen durfte. Maria und Rolf-Werner aus Frankfurt reisten mit einem 2005er 9-3 Cabriolet an. Mit dem Limeyellow– Metallic lackierten Saab brachten sie wirklich Farbe in die üblicherweise recht einsilbigen Farbpalette des Teilnehmerkreises. Maria und Burgwalt aus Kassel zeigten ein wirklich erstaunliches 900 Cabrio 16s aus dem Baujahr 1993 und mit Thorsten aus Siegburg schließen wir die Liste der "Neu-Einsteiger Troll-Rallye" und öffnen unsere Teilnehmerliste:


Willem Liway Kerpen 9-3 Combi 2009
Hans Andy Mönchengladbach 9-5 Aero 2001
Martin Gabriele Warstein 99 1983
Rolf-Werner Maria Frankfurt 9-3 Cabrio 2005
Gesche Schleswig 9-3 2002
Paul-Karl Käthe Wettstetten 9000 1990
Georg Gabriela Martinroda 900 Cabrio 1986
Rolf Köln 9-3 Turbo X 2008
Guido Petra Hannover 96 1977
Hans-Peter Kitty Haan 9-5 Combi 2008
Werner Beate Wesseling 9-3 Cabrio 2009
Dieter Malte Bienenbüttel 900 s Cabrio 1992
Arnold Edith Esens 9-5 2008
Ruth Erich Bad Münstereifel 96 1979
Burgwalt Jutta Kassel 900 16s Cabrio 1993
Thorsten Siegburg 9-3 Cabrio 2005
Karl Irmgard Neuburg 9000 1997
Claudius Monique Köln 9-3 Cabrio 2000
Ulla Rafael Schwerte - -
Kurt Geilenkirchen 9000 1995
Despina Weilerbach 9-5 2006
Walther Dresden 900 Cabrio 1988
Tino Sara Boslar 9-3 Viggen 1999
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Aber außergewöhnliche und erstaunliche Fahrzeuge waren natürlich noch mehr am Platz, beginnen wir die Beschreibung mit den beiden 96 von Guido und Erich. Beide Fahrzeuge bereits restauriert, zeigt sich Guido´s 77iger im Outfit eines späteren Baujahres in der seltenen, schwarzen Außenlackierung. Der Innenraum, ein Augenschmaus - Sitzpolster, in Leder bezogen, sandbeige. Schön. Die Aufzählung besonderer Fahrzeuge will ich mit den drei 9000 fortführen, die sich im absoluten Originalzustand befinden, Paul-Karl´s 9000 aus Baujahr 1990, Kurt´s 95iger und Karl´s Anniversary aus 1997, als einer der letzten mit den wunderschönen Sitzen mit altem Flugzeug-Logo im Lederbezug geprägt. Es ist jedenfalls immer erstaunlich, in welchem guten Zustand alle Teilnehmer der Treffen ihre Saab präsentieren, alte wie auch die neueren Baujahre. Manche Motorhaube wurde aufgeklappt und Details oder auch Probleme erörtert. Dabei bediente man sich auch am großen Know-how erfahrener Saabisten, z.B. Dieter oder Malte. Eine kleinere Reparatur erledigte Tino, der uns mit der ganzen Familie und Töchterchen Emily, dem jüngsten Saab-Nachwuchs, am Samstag besuchte, an Claudius` 2000er Cabrio, der auf der ein Verdeckproblem lösen musste. Schlecht, wenn bei Regen das Cabrio-Dach nicht schließt.


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Somit befinden wir uns wieder auf der Strecke der diesjährigen Ausfahrt, die Hans und Andy zum Glück als kilometrierte Chinesen verschlüsselte. Eine exakte Rekonstruktion auf 50 000er Karte habe ich aufgegeben, jedenfalls führte uns die Aufgabenstellung zunächst Richtung Westen. Nach der Umfahrung von Rheindahlen erreichten wir an der

B 57 eine erste Örtlichkeit, wo wir die Beschriftung eines Mühlsteins zu notieren hatten. Merreter, Knoor und Ellinghoven waren die nächsten Örte bzw. Ansiedlungen, die wir durchfuhren, bevor wir in Wegberg-Beeck das Flachsmuseum des Heimatvereins erreichten. Wie beschrieben, unbemerkt befuhren wir dabei Teile des ehemaligen Grenzlandrings. Nach weiteren 13,2 km erreichten wir in Hückelhoven-Ratheim den wohl letzten Hinweis des nieder gegangenen Steinkohlenbergbaus der Region, ein Wegstein mit der Inschrift „Schacht 4/6 Sophia-Jacoba“. Weiterhin Nebenstraßen folgend, erreichten wir wieder den Ortsrand von Wegberg und die Türschenbroicher Mühle, eine von vielen. Auf dem Parkplatz erfolgte die erste Sonderprüfung, wobei wir die Profiltiefe des rechten Vorderrades schätzen mussten. Hans kontrollierte unsere Angaben, Fehlschätzungen führten zu entsprechenden Minuspunkten. Wir sammelten Punkte für 0,4 Millimeter. Liways Messversuche mit dem Zeigefinger waren dabei wenig erfolgreich. Die Mühlentour setzte sich fort - Bockenmühle, Schrofmühle, Pannenmühle, Lüttelforster Mühle, Mühlrather Mühle, Brüggener Mühle, Borner Mühle - eine erstaunliche Vielzahl im Tal der 43 Kilometer langen Schwalm, die bei Swalmen/NL in die Maas mündet. Das Erreichen der Borner Mühle bedeutete nach 62 Kilometern, dass eine weitere Sonderprüfung abgelegt werden musste und anschließend die Kaffeepause unsere Leistungen belohnte. Das Wetter hatte sich wieder normalisiert und die steigenden Temperaturen ließen uns im Biergarten Platz nehmen. Das tat richtig gut. Nach dieser angenehmen Zwangspause hieß es nach dem Verlassen des Parkplatzes wieder Kilometerzähler „Nullen“. In Nettetal erreichten wir den nördlichsten Punkt der Rundfahrt. Wir wendeten uns in südliche Richtung und steuerten über Bistard und die K24 eine überdimensionierte Metallplastik einer Mausefalle an. Wir erreichten Viersen und auf dem Weg zurück nach Mönchengladbach passierten wir die Hauptverwaltung und Zentrale der "Kaiser´s Kaffee". Die nächsten Kilometer führten uns in einen Vorort Mönchengladbach´s zur Anschrift der beiden Organisatoren, wo die dritte Sonderprüfung technische Kenntnisse verlangte. Teile aus einem 900/I waren zu bestimmen. Dabei machte der Leuchtring des Zündschlosses erhebliche Probleme, schließlich im Äußeren schnell mit einem Babybeißring verwechselbar, zumindest bei den Nichtschraubern. Die anschließenden Kilometer brachten uns zum neuen Fußballstadion. Ein kleiner Spaziergang führte zu einem Steinblock, in den einige Tausend Bronzeplatten eingelassen wurden, alle natürlich als Raute geformt, mit Namen wichtiger Personen und anderen Daten bestückt. Auf der Platte Nr. 1900 war natürlich das Gründungsjahr der Borussia Mönchengladbach genannt. Nach weiteren vier Kilometern erreichten wir wieder ziemlich entspannt das Ziel in Genhülsen. Gegen 19:30 Uhr wurde im Saal des Landhauses Heinen eingedeckt und das bestellte Büffet vorgestellt. Wünsche wurden uns förmlich von den Augen abgelesen. Selten sind wir so freundlich und gastlich betreut worden und es bildete sich die spontane Idee, z.B. ein nächstes "Weihnachtswochenende" im Landhaus Heinen zu verbringen, verbunden mit dem Besuch des Weihnachtsmarktes in Burg Brüggen. Keine Frage: Gut gestärkt konnten wir den nächsten Programmpunkt beginnen und die Siegerehrung durchführen - überraschende Ergebnisse erwartend, da die Vielfach-Gewinner der vergangenen Jahre Doris/Peter und Christina/Gunther nicht teilnehmen konnten. Die kleinen Mini-Pokale gewannen mit dem dritten Platz Arnold und Edith im kürzlich erstandenen 9-5 Combi. Den zweiten Platz erreichten Thorsten im 2005er 9-3 Cabrio, der erstmalig an eine solche Ausfahrt teilnahm. Der erste Platz ging an Rafael und Ulla aus Schwerte. Wir gratulieren herzlich und sagen allen Teilnehmern herzlichsten Dank. In diesen Dank schließen wir Hans und Andi selbstverständlich mit ein. "Ihr habt uns mit dem Wochenende und der 35. Troll- Rallye sehr viel Freude und Vergnügen bereitet“.


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